ABTREIBUNGEN

Kränkung und Fragilität kontaminieren. Abtreibungen die vom Wesen nicht ausgehen aber dann vom Wesen ausgehen. Noch immer: Folgenschwere Verwechslungen, Fehldeutungen mit welchen ein ganzes Gesellschaftsprinzip errichtet wird, – Zeigt so grell sein Gebiss gilt als nähefähig. Die ihre Hand im Raumschatten trägt nicht zur Sicht freigibt. Weiter hinten Tonfalltäuschungen Wortinhaltstäuschungen, die als „Professionalität“ durchgehen –
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APRILSOMMER

die Jugendliche, die Eis verkauft - - hat noch so eine Regenleere - - im Innern, etwas Unversprengtes, als - würde etwas immerzu abfließen - u. reinigen - - so lächelt sie [nicht], so gibt sie - das Eis in die Hand
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DAS UNZUVERLÄSSIGE

ein lärmender, den andern verdächtigender, tobender Affe aus seinem Kopf steigt, das alles ohne Ton, eine kleine Regung im Gesicht deutet dies allerdings mehr als an. Das Unzuverlässige, das nicht geliebt werden kann?, das EINE bestimmte Liebe braucht; die ozeanische Explosion, zerbrochene Splitterfische das Dumpfe u. Gedämpfte, das sich offenbar absetzt, wohin?, sich scheinbar zur Ruhe zusammenfindet
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SUSPEKT

jenseits jeden Killer-Schemas, Vor- Urteils, jenseits doch eingedenk der Mensch, der aus beidem den Vertretern beider Seiten aufersteht, zum Gruß: im Kleinsten die größtmögliche Geste. Und die Jugendliche, die darauf sieht u. nichts davon be greift ? .. schräg Luft leer sieht suspekt erscheint ihr offenbar, was beide durchmachten, u. wie etwas, was davon übrig blieb in einem Moment zusammenzugehen scheint suspekt!
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ERWÄRMTES WASSER

dass etwas Liebes in deinem Gedicht vorkommt • • so diese schwarze losschwimmende Ente • mit scheu, eher verneinend nickendem Köpfchen • das mich an dich erinnert • aber die Berechtigung • scheint verloren • • fremd sieht mich das Tier an • fremd ist es • sieht mich wahrscheinlich • gar nicht an
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ECHO

ein natürlicher Schutzfilter sollte existieren zwischen der Wahrnehmung, sagte er, u. mir – so aber krieg ich es voll ab das soll Leben sein! Stürzt dein Lieblingsbuch vom Tisch mit flatternden Blättern, der Genickbruch eines Vogels. Die Beförderung der Sorgsamkeit, seltsame Sätze, u. woher. Die sich in Falten legende Brust als Echo eines lange währenden Gedankens
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SCHAM

war das Verhältnis neutral ist es nun durch Scham besetzt die Augen aus der Scham sind andre als diejenigen aus der unbesetzten Interaktion das Mädchen vor acht Jahren, 2003 geboren dem ausdrücklich auf dem für sie viel zu großen Stuhl ihr Platz in der Familie eingeräumt wird; es war noch einmal ein schöner Sommertag im Jahr 1978, bevor das dann geschah; man spürt, wie das Mädchen die Schall- und Fühlwellen aufnimmt; sie empfindet … was? der Weg ist scheinbar frei
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ENTWICKLUNG

aussteigen an einem unbekannten Ort durch das Gefühls-auslösende einer Allee gehen an dich erinnert dort hört es dann wieder auf, das zum Gedanken Gewordene ich winke dir u. bin fast in dem Zustand es wirklich zu tun ein Geruch macht Notizen ein Zug steigt aus ein Drache steht über ein paar Tagen Italien es ist dunkel zumeist das kannst du mir glauben – eine Heilanstalt der Ruhe als notwendiger Luxus ein leer geräumtes Zimmer
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NACHKOSMOS

ich hab gar kein Thema mehr, sagte er, nur noch die, die plötzlich in mir auftauchen • sieht in den Spiegel, irgendein Geist, der in dem Spiegel herumschwirrt • du bist es – • u. irgendwie hören die Ereignisse, sagte er, schneller als früher auf • nachzuwirken • • wahrscheinlich deswegen, weil sie von vorneherein • die Bedeutung nicht mehr haben • alles wie abgekoppelt, vereinzelt • u. doch kann man es so nicht sagen • erscheint wie in einem Nachkosmos • aktualisiert betrachtet neu • auch das ist alte Psychologie • hör dir das Spätwerk an von Debussy, Satie, so vielen andern, von denen etwas blieb • das Vorgängige im Bewusstsein oder wo, als Fund nun –, hingetupft im wie neuen kosmischen Raum un Kenntlichkeiten u. draußen der durch u. durch pro Fane • über Sakralität polemisiert • den Vorwurf der Trauer • auf den Lippen
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BEDIENUNG

als seis Bangen um Nähe mit einer Fremden, einer Bedienung für alle, die aus inneren Himmeln schüttet als gält’s mir, könnte u. darf jeder denken, ein Engel aus Fleisch das Stück Wiese begeht wie ein Zuhause, eines aus Scheu Schwebespiel u. Aufschub schon bei Heine schon bei Vogelweide die reine Unerfülltheit der ungenierte Muskelaffe führt sie dann in die Gemächer
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FLUG

die beiden, zwischen 25 – 30 die Stimme, die sich zuweilen wie sensibel bricht zur Schaustellung für wen?, viel zu grob was da rauskommt, „die ist ja kaputt im Kopf“ usw., auch: lauter Einschlagschneisen wirksam sein sollender Erotik, nein, sagte er, das ist noch „gar nichts“ – das kleine Mädchen, das wie vergessen im Korbstuhl hängt als folge es einer Flugbahn stiller als still
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WOHIN

die ganze Nacht die Terrassentür offen, die ganze Nacht • Regen, ein Ständer mit nasser Wäsche davor • dieses Stimmungsbild • wohin? • nirgendwohin. • Bilder, die erscheinen, u. nicht weitergehn • sie verweisen nicht, das ist es. wenn in der Kindheit etwas kaputtging • Spielzeug, ein Gesicht • dann war’s kaputt. u. doch nicht. der seriell hergestellte Osterhase, sagte er • auch sein Schokoladengesicht ist • ein Ort auf dem Planeten Erde • aber hätte ich’s erkannt • wenn er nicht eingedrückt worden, zersprungen wär?
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FLUSS

er sagte: Täter = Wahrnehmungszerstörer „Zurückerstattung“ = Leben nicht Recht. Folgeschaden = bleibende Wahrnehmungsattackierung, internalisiert Fol/2 = Unverständnis vieler andrer Sich-nicht-erklären-Können Sich-nicht-erklären-Wollen schließlich Fehldeutung Kapitalismus = Schemata der Lieblosigkeit man darf z. B. wohnen dafür soll man seine Gesinnung abgeben das ist unterlegt suggeriert, manifestiert dann das Kollektiv das Gesteuerte u. „die“ Jugend? findet geil was im Fluss ist
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SICHTBAR

das Tischbein versinkt im Wiesengras, Spätfolgen einer Liebe. Atmet durch Gänseblümchen, durch einen dünnen Körper ohne Bewegung. Das Entfallen der Schemata, ohne zu handeln, nicht nur diejenigen des Klein-Bürgertums, sagte er, auch die eigenen u. stand am Meer dessen, was er begrüßt hätte. Wie ein Taschenlampenschein aus der Ferne der die Nachtzimmertür mit Licht und Schatten sichtbar machte, während sie überlegte, aufzustehen?
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bei zunehmender Entfernung vom Zentrum welches Zentrum noch? ein ganz weltgewisser, alter Blick plötzlich als Zugfensterspiegelbild indessen das Ökonomie- u. Ausbildungs-Gequatsche junger Mädchen im Innern Taumel zwischen Abfahrt u. welcher Ankunft? geschlossene Augen, irgendwo, wie Kirche
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DIE KINDER

spielen auch in diesem Jahr „Erster, Zweiter“ sollten sie nicht spielen? „ich bin innerer Reichtum, und du auch, und beides ist – gleich viel u. beides ist Wunder; dass wir sind« sollten sie das spielen stattdessen die borniertheits-schemata im öffentlichen Raum, sich erneuernd – Kinder spielen wieder Kohärenz • das Naive, das Fast-Nichterfahrungselement ist das wieder-Neue • aber-wehe, eines fällt ( signifikant ) davon ab • dann spielen sie schon wieder Zusammenrottung • Urteil, „viele gegen einen“ • „Prä-Kollektiv“ spielen sie dann sein schlaf-umspültes Haupt sonnenkalt umschienen
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„All you need is love …“ ist es ein Zufall, dass sich ein Mund gerade in diesem Moment aufsperrt zum Gähnen … ? er bringt mich um, sagte er, der ewig Werktätige am Wegrand, der ewige Erbauer, Abreißer u. Ausbessrer immer gerechtfertigt durch scheinbare u. tatsächliche Notwendigkeit mit dem dazugehörigen Lärm den unverrückbaren Schemata, die er nicht hinreichend durchschaut, u. das, was noch unter Sprache verstanden wird, der Archivleiter, der sich kürzlich die Tabletten gab, zuvor sei er „nicht auffällig“ ge wesen, aber müde, müde von dem, was noch immer als Leben gilt
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ACHTUNG VERLOREN

ein seltsames Verhältnis besteht zwischen den Lenkern einer Gesellschaft u. Masse u. Sündenbock-Mechanismus es wird also wieder auf den Straßen getanzt weil jemand ermordet wurde
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der Kontakt, sagte er, verunglückte im Grunde restlos. Als ich dann im Hausflur ging, wechselte sich mir die Gestaltung des Treppenhauses aus, dieses Verhältnis von Sozialdissonanz u. „Wundervorstellungsbild“, ganze Religionen gründen darauf
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SOMMERWIESENCAFÉ

... in seinem direkten Blick, in dem Verrat schon steckt. Affirmations- neurose überforderter Bedienungen. Die Kreaturen Bernhards, die auf den Wahnsinn in der Welt mit Wahnsinn reagieren. Der Mikrokosmos echter „Vernunft“, der gar nicht bemerkt wird
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SCHEU

der schnelle Blick aus ihrer Scheu der ganz uneins mit allem war jedenfalls für einen Moment. In diesem Blick schien alles möglich das Potenzial einer Menschheitsveränderung aufgehoben das war wohl so, auch wenn sie nur Stunden später mit ihrer Unterschrift etwas besiegelte
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wie fruchtbar macht die Wahrnehmung die Wiese? der junge, längst inzwischen ausglühende Blick Gänseblümchen- straßenrandgeruch nach dem Regen irgendeine Brücke aus der frühen Erinnerung schon verschoben, schon ins noch Ungewissere verrückt ... „Verena“ hätte ich geheißen, sagte er, wenn ich ein Mädchen geworden wär damit hätte sich manches geändert … die Perspektive, die ein Leben ergibt – isoliert betrachtet ... Gibbon-Affen, die Stille, in der sie sich bewegen, ihre Langarmigkeit, der an was verlorene Blick, der nie zu Erkenntnis kommen wird, enthält Unheimliches
« 22 »
plötzlich, die Immer-Realität des Gesichtes von Brecht, wie kommst du drauf? das ist nicht die Frage, es entspringt dem fruchtigen Morastboden, der einst gesetzt, vielmehr gezeugt u. dann trainiert wurde, ein Riese sitzt da drüben, Rübezahl od. eine Transformation v. Django bzw. weit Schlimmeres, irgendwo kommt das Zeug schon her, die Historiker mühen sich z. T. redlich, Wahr- nehmungsgeburten sind es Haut u. Brust u. Haar
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GEGENÜBER DEN ÄMTERN DGL.

• kein einziges Machtmittel • in Händen gehabt • • das war dann „freie Bahn“ • für anmaßendstes Verhalten • • … ließe sich manches • allenfalls zerhackt hinschreiben • die erinnerten Kohärenzbildungen nichts als widerlich • • dennoch, sagte er, ist • das Material mit den Namen vorhanden u. befindet sich zunehmend an den richtigen Stellen
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ENTKERNUNG VON DER STRUKTUR HER

… wo man das Passwort hinschreibt • • ist nun ein riesiges Gesicht, das das Login umrahmt • es bindet die Energien • bei jedem Versuch der Näherung • sodass mein Gesicht, sagte er, sich in Schweiß auflöste • ich musste abbrechen • mich fast erbrechen • Es ist die strukturelle Entkernung der Persona • die Entkernung von der Struktur her • der Mensch als Attrappe • mit absolutem Gegenwartsanspruch
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KORRESPONDENZEN

draußen: taumelt ein so ausgehöhltes Gesicht entgegen, aus welchen Jahrzehnten-Kontexten kommt es? noch heute die Mittel fehlen als Für-immer-Nicht-Gewusstes Nie-zu-Erreichendes
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Behinderung des Erlebens Tiefenstarre, Tiefenzittern erste Lösung, unabsehbar alberne Kindnischen in der Stimme der Auszubildenden sie lehnt sich nicht auf, gegen Einschlägiges, sie will solche Männer –
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regen und rosen über-labiles, lichtartiges, das sich selbst ist. „unwirklich“ zwischen kran u. normierten spaziergängern
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Café-Zeremoniell, Lebenszeit versitzen, Kontext herausgefallenheit, historische Zeitstelle ermessen, Lippenjetzt- eindrücke, der verschwundene Untergang, die verschwundene Freiheit, „Dritter Weg“ – eine Fremdbahn; als Wunder dasitzen unter Profangesichtigem, Verständnis- falle, Durchfall von Musik, Regenschirm- zittern, ein Wort zwischen „jetzt“ u. „Grab“ gerät auf die Niemandsbahn die leichte Strickjacke über ihr HEUTIGES Körperfleisch gelegt „alles klar“ raunt die junge Bedienung ins Gesicht wie mit Begeisterung „und dann?“, sagt’ ich, „und dann?“ sie zeigte sich bestürzt, sie hatte keine Antwort.
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REIM

auf den Fotos noch nicht so lang her lauter Tote die, die dort stehen, gibt es so schon nicht mehr
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ÜBER DAS VERGESSEN

was wäre, sagte er, wenn man versinkt immer weiter versinkt Konfrontationen Gegensatz-Pole weit hinter sich lässt die Streits, die Konflikte u. ihre Voraussetzungen, immer weiter noch ins Opake, die trügerischen Klarheiten hinter sich ließe dafür braucht man viel Substanz die sich niemand selbst ganz geben kann? immer weiter versinkt, ganz nüchtern im Tag, u. ankäme wie nach einem Schlaf, nach dem man orientierungslos u. ohne Wissen um das Aufwachgebiet erwacht, wie in einem Zärtlichkeitsraum, u. [nicht] noch einmal wirklich „du“ sagt
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auf die öffentliche Fläche • hat sie sich einfach gelegt • wärmender Mainachmittag • und schläft ihren noch kindlichen Schlaf
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SONNENLICHT EIN TOR, DAS

• in den Schatten abzweigt • was wären das in der Kindheit für • empfundene Wege gewesen • weißt du es wirklich noch? • ich bin „erstmals“, sagte er, nicht mehr sicher • • der dunkle ( über- ) Zug, die Tönung, die ich angenommen hab • ( als hätte es eine Wahl gegeben ) ist endgültig dabei • das Erfahrungsgefühl der Kindheit • zu verdrängen, gewissermaßen auszulöschen ? zu transformieren • • die Einstellungswechsel, die • ebenso gewaltig gewordene wie verschwundene Zeit • dazwischen • der Wucher an Interferenzen • so dicht! so anders
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DAS, WAS KEINERLEI

... Aufenthalt mehr bietet, das, dem wir folgen müssten u. stattdessen auf sich gestellt wird. Himmelblau im Mai über Baumgrün, im Grund erwarten sie nur das „Einfachste“ es werden noch immer so wenig Möglichkeiten laut mit diesem dort umzugehen. Es bleibt … Fachmännern u. Fachfrauen überlassen sorgfältig studiert (oder auch nicht!) u. im Berufsleben mutiert für ein paar Cent zu endlosem, gehobenem Denunziantentum Motivationen ihrer Jugend erloschen, nicht?
« 34 »

INKLUSION

was wird hier produziert? sagte er Herznacht, dieses Wort fiel Wirtschaft, die Natur nachahmt das Vorgeschickte, das weiblich Vorgeschickte das sich vorschicken lässt: Freundlichkeit, Geschlecht, Arbeitskraft nichts steht wirklich in Frage, nichts – stattdessen als Einbindung Getarntes weitere Aussaugungsvariante es widert mich an, sagte er, jeder weitere Tag unter diesen Implikationen die Formel lautet schlicht: es stirbt u. sie machen weiter [ binden weiter ]
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der Schatten über dem pochenden Herzen, der Schatten hat es durchschritten. aus der Stille zu gehen wäre jetzt Zeit, so wie der Junge es hat durchritten, vor dem, vor dem „durchlitten“, aber, aber welche Kraft, welcher Wille ist da noch, so sich gebärden wie in Liebe, geht vielleicht noch, ich weiß das nicht aber, aber d/eine Hand noch so lebend wach
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im Innern der Sonne … tödliche Strahlung, reines Licht (hier ist sie: die Reinheit), im Innern des Mahlstroms, im Innern … Lebensbedingung, kostbar die Elemente, in relativer Ruhe gelassen?: das Haar, das sie noch hat, u. im nun sonnenwärmenden Wind um ihre Stirn spielt; das Meer, das sich in einem Aug auftat, wer um diese Zeit, in der Menschen zu ruhen scheinen, gequält wird – die Schönheit dann stört, geheime Wege u. ihre Herkunft nach all dem der Blick aufschlägt u. den andern – wie – erreicht?
« 37 »
DAS AUSGESPARTE ... das, was vom Wort nicht getroffen wird Wortdelirium, noch so verknappt, präzis um das, was ausgespart werden „muss“, Ver finsterung wächst, die Geliebte hat längst das Ihre gesucht [ Recht hast du, ja Recht ! ] die Pleiten häufen sich bzw. rücken jetzt erst recht ins Bewusstsein, sicher Welten noch … vielleicht durch all dies : zudunkelst im dröhnenden Erdton
« 38 »
die Schwelle ist hoch ein Caféraum ist ein unzumutbarer Raum geworden wie der Macchiato durchläuft so scheinen auch die Kontakte zu fließen … bin ein andrer Stern es hebt mich schon wieder wie ich selbst gehe einer Metaphorik auf den Leim also doch : brauchst offenbar diesen Leim, Stern, u. nun kannst du auch ins Café
« 39 »
plötzlich regnet es zwischen Spielzeug, Tellern mit Kuchenkrümeln, Müttern die nach Hause wollen, Kindern die zu quälen anfangen oder es fortsetzen, als schlüge der Blitz in diesen Moment ein mache ihn zu einer Weltaufnahme der Gewissheit : in ihm werden die Bindungsreste eines jeden plötzlich sichtbar –, wie ein Blitz eben etwas Sichtbares hat; verlaufener Lippenstift, ja Verlaufenes, Erirrtes, Ertäuschtes von keinem Heilsprogramm mehr schminkbar unaufhebbare Einsamkeiten : ich bin ich u. du bist du keine Beatmung hilft. Wegwischende Zaubermeister nur noch Schlaf und Traum u. ein Drittes
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Interaktion, sagte er, ist ein gewisses Gegenteil meines Zustands, sie nimmt mir Nüchternheit, Einsamkeit, Traurigkeit nicht was du denkst, nichts was sich denken ließe; u. doch ist sie, Interaktion, dieses Großwort der immerwährende Ausblick die Gottheit, wenn man so will das Auftretende – Ungemach, sagte Camus so ist es nicht ganz; es kann kein Wort dafür geben man weiß es inzwischen denn ein Wort ist halt ein Wort
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SIE WOLLEN HEILEN …

• ohne den Ausgangszustand wirklich zu achten • ohne damit wirklich etwas anfangen zu können • • der Grundfehler, sagte er, ist: • die Bestätigung der Ordnung • • einhergehend, u. hier bezog er sich auf Schiller, mit der "Degradierung des Menschen zu einer zählbaren, klassifizierbaren Größe“ • • „Größe …“, wiederholte er u. vermied es, in Gelächter auszubrechen •
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DIE WIEDERHOLUNG DES IMMER GLEICHEN

er mag also den Sound der Tauben nicht • vorm Hausfenster • wie so viele • aber in 57 Jahren • versuchte er nicht, sich ein bisschen damit zu freunden • etwas darin zu sehen / zu erhören • • sondern wiederholt, noch immer • dies Urteil •
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… übrigens, sagte er, als ich sie ansah, die Schnee-Eule, da guckte sie weg, u. guckte nicht wieder hin als guckte sie ganz angewidert weg nein, sie kann nicht wissen, wie viel Sympathie ihr schon dafür von mir sicher ist …
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es gibt Situationen, sagte er, die berühren so eigentümlich, ich könnte jetzt komplexe psychische Verwicklungen nennen, nehme aber die Vereinfachung eines naturhaften Bildes, so berührte mich seltsam die Schnee-Eule als ich sie in ihrem Käfig das erste Mal in der Sonne sitzen sah, dieser Eindruck war mir schlicht nicht bekannt u. überraschte mich: eine Schnee-Eule, die in der Sonne sitzt gegen den Tag blinzelt, sicher stark neurotisiert durch die jahrelange Käfig-Situation, verhinderte Auslebung der Triebe usw., furchtbar gequält irgendwie u. doch anwesend wie ein Mensch
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im angespannten Schweigen, sagte er, detonativ –, ein weibliches Maul, das verschlingt u. verschlingt u. ein Augenabgrund, der sich in keine Richtung mehr ausläuft, fixiert wie man sagt, eine Kruste, ein Auf-Gebrochenes in der Luft, Teil der Interaktionsluft, eine schieftönende Violine, die ins Stumme verfiel u. dort nicht mehr aufhört, gelebtes Grauen halt, sagte er, aber unmetaphorisiert, unverwandelt, kein Sprach-Ausgang mehr, aber sie, sie ist der personifizierte Ausgang meint sie vielleicht manchmal selbst, ein Stück vom Baum von hellstem Himmelslicht erfasst der Baum indessen wie ein Pfeil vom Himmel, der in der Asphalterde neben dem magisch-schwarzen Kirchentor steckenblieb
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das perforierte Nichts, aus dem Rederhythmus Geratene, also das Verstoßen-Interessante, auch der 19-jährige Atem jugendlicher Kohärenz, Gegensätze, die sich, wenn, kaum beidseitig anziehen dürften, das jeweils für den andern Interessante u. das Gegebene, zumeist doch nur Kollidierende –
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DURCHREISENDE

frierend u. dünn schon erkalteter Maiabend sitzt sie vorm Café mit einer Bekannten in der ihr unbekannten Stadt u. erzählt u. erzählt, zitternd, ihr in was alles nicht für möglich gehaltenes Leben geriet
« 48 »

DANN HINTER DIR LIEGT

nimmt, was er sonst nie tut, direkten Einblick, anstatt auf die geeignete Zeit-Tiefe zu warten • • alles Folgende tendiert nun dahin • zu direkt, entblößt, seines Zaubers beraubt, wahrgenommen • zu werden • was DU neu denkst • • Grundlage werden die „uralten Figuren“ sein • die ich, ein Ich, von der • möglichen Fruchtbarkeit bis zur • • abgekratztesten Kargheit • durchlebt u. durchlitt • • der Untergang wird plötzlich kommen • wie er immer plötzlich kommt • nach diesen Ewigkeiten • im Nachhinein doch begrenzten Ewigkeiten • [ „Ewigkeit“, das war • ein verdorbener Moment, der im Grunde nicht mehr endete ] • in welchem er • fast nicht mehr erwartet wurde – • nackt-sonntagmorgens, sagte er, in der Küche stehn • • ein bisschen Kuchenessen, nach allem Getanen • vor der Abreise • Abschied von der Möglichkeit, verstanden zu werden • derjenige, der gestern Nacht in der offenen Haustür grölte • u. nicht mehr aufhörte • • dies Schema „neu belebte“ • wie mag ihm heut Morgen die Mangofrucht • schmecken • als nur etwas dazwischen trat • hattest du’s schon • versuchte, sich an den jüngsten Geschmack zu erinnern … •
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jeden Tag am Weiher gucken, was das kleine grauschwarze Entlein mit dem kleinen roten Schnabel macht – das in einen Handballen passt das sich in diesem entsetzlich wehren würde das vielleicht gar kein Entlein ist das Mini-Entlein, sagte er, nenn ich’s es macht einen Gutteil meiner Lebensfreude aus – Liebe und Kindheit verschmelzen hier in dieser Sicht, am Weiher, mit diesem Wesen das bald kein Mini-Entlein mehr sein wird in dem ich auch immerzu dich, u. sicher weiß ich was noch, sehe an diesem Steinufer, und im Gras, kaum einen Maigrashalm hoch putzt sich grad das Mini-Entlein es hat mir schon viel zu viel an Orientierung gewonnen, ist nicht mehr so schutzlos-nackt, so pickt es daher, jetzt im Wasser, wie an einem ersten Tag der Erde, jenseits, abseits der Mutter, warum mag ich das „hilflose Wesen“ so war auch eine Streitfrage zwischen uns steh ich nun hier u. ruf dem Mini-Entlein etwas zu mit veränderter Stimme so süß, so krank, so schön –
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„ich hab die Welt aufgegeben“, sagte er, es ist was ich meine, nicht rauszubekommen aus ihr? sie bleibt dumm, sie bleibt hell, sie wird prinzipiell bleiben, wie sie ist mit allem Erinnern, allem Vergessen resistent gegenüber angemessenen Einlösungen echte Erfahrungen lösen sich in sich selbst auf u. verschwinden, sind ggf. nachzulesen, wer versteht noch ein Wort. Sie werden ihn im Zweifelsfall wieder steinigen, egal mit welchen Mitteln, ein Kind wird das alles wegwischen indem es sich auf die unschuldigste Weise Pommes wünscht sie wird Liebe schwören u. ihn wegen der Stelle in Madrid verlassen; es wird einer studieren, zu einer „neuen“ Ethik kommen, während der Amtsbruder sie und ihn mit seinen proletarischen Maßstäben, staatlich gedeckt, denunziert. Es geht gar nicht anders …: sie werden ihr Leben auf deinem Tod errichten, ohne es zu wissen ohne es wissen zu wollen ohne ein Zeichen zu senden; für wen auch –
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was fehlt, ist die Ausdehnung? nicht irgendeine, als hätte ich zuletzt ein Leben in Andeutungen zugebracht vieles schien nicht mehr statthaft zuletzt das Leben selbst nicht mehr … ? sich hinstrecken u. ohne dass jemand zugegen scheint sich berühren lassen, wo es einst die Liebe mit Schmerz zunähte nein, da geht noch immer ein Schrei ja, taube Stellen kommen nicht in Frage soweit so etwas steuerbar ist – Wasserlandschaften, die auferstehen würden vielleicht Nachlassen überhaupt Nachlassen Steuerungen weiter noch lockern überhaupt verlieren ich bin immer ein anderer du bist immer eine andere als die, die ich suche? suche ich etwa? finde ich etwa?
« 52 »
Zähne, Magenbestandteile, alles im unguten Übergang dass eine Neunzehnjährige ihren Blick sagte er, ihr Begehren in dich einsenkt man nimmt es zur Kenntnis das Gutsein der Nachbarin ich muss oft daran denken liegt namenlos auf dem Friedhof (es fand sich ja niemand der sich um ihr Grab bekümmerte) sie rang und rang, sie hatte etwas absolut Gutes, dann diese Vorgänge von neuem: der Wagen wurde abgeholt die Wohnung neu bezogen alles rasch (Fristen Kosten Ansprüche, das ganze abstoßende Programm) die Älteren im Reihenhaus zwei Jahre ist dies nun her mögen sie noch kennen was noch gedacht wird, wie so oft ein „ich weiß es nicht“
« 53 »
Regenstille in dir, „Labilitätstränke“ was das meint, was das Leben in dir noch meint, die Fragen werden noch einmal erhoben, schwach so wie kaum mehr etwas herauskommt Hoffnung oder Samen gleichviel „Intensität“ als Folge war offenbar zu hoch glauben, ja glauben tut dies niemand aber Leben, sagte er, das begreifen wir weniger denn je? geht vorbei; und da war diese Frühphase, die auch ohne diesen Wirrwarr ihr natürliches Ende fand
« 54 »
von der Mutter habe ich das Erreichbare, sagte er, die Gewissheit, dass jemand erreichbar wäre, dass er körperlich Recht hat, geradezu körperlich auch Recht hat dass zu reden wäre; von der Mutter sagte er, habe ich den Mut wenigstens innerlich in solcher Situation, in solcher Situation zu sagen u. auszustrahlen: bleib, ich höre dich an
« 55 »
ob Opfer Rassisten seien, fragte er tief in der Nacht, wie das? sie reagieren hoch aversiv, ausgrenzend das kehrt aber alles um, sagte ich ja das kehrt alles um, sagte er aber sie handeln aus innerer Not es liegt keine Ausgrenzungsabsicht zugrunde, sagte ich; das Aversive aber bleibt, sagte er sagte ich, man muss schon tiefer gehen als es Verhalten anzeigt
« 56 »
auch der Pfau kommt wie ein Herr an deinen Tisch das ist neu, dieser ausgewachsene Pfau dessen innere Bewegung wie ein wild getriebener Jagdhund die Situation um das Stück Kuchen eruiert auch hier – scheine ich zu stören aber nein, niemand stört, niemand ist willkommen, man sieht etwas u. mag es schon, ist schon Teil des Inneren, oder mag es eben nicht, der Pfau treibt ein zweites Mal, dieses Mal wie wütend, entschlossen auf das Stück Kuchen zu indessen als mein Auge friedlich war blieb das Pfauenköpfchen eine Handbreit fern als mein Auge Abwehrstrahlung annahm ging er
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ERSCHEINUNG

eine Gottesmutter erscheint im Gesicht der vielleicht 30-jährigen Muslimin die auch 60 sein könnte, ein Gesicht von einer unschuldigen Menschlichkeit wie man es hier kaum sieht „Begehbarkeit“, nicht selten liegt bereits darin der Fehler. Für den Wirtschaftsmacher, solange er das ist, sollte da nichts begehbar sein. Wie die Natur ihre Lippen formte u. wie sie dann sprechen, welche sind ihre Gründe u. vor allem, welche befinden sich noch darunter?
« 58 »
plötzlich siehst du auf ein vierblättriges Kleeblatt im Sonnenschein einer Asphaltfuge. So ist es mit dem Glück, sagte er, wenn man es aus dem Auge verlor; wenn auch nur Glücks-Zuschreibung. Und dort ein alter Kahn – verwandelt sich in einen Kutter, der trieb schräg ans Ufer, die Wellen, die er zur Seite drängte, im Gefühl des Kindes das ich war; eine Tüte mit Krabben gab mir ein Mann von dort in die Hand, so sorgfältig sein raues Gesicht lächelte, es schien eine Art Einvernehmen das Kind mit hellen Augen und einer skeptischen Grundhaltung, wie früh beklagt wurde, es war die Einmalbegegnung, das Schiff, den Mann, dieses Licht sah ich ja nie wieder; auch wehte mir, sagte er einiges Haar um die Stirn – es war so angenehm –, weißt Du fragte er wie übergangslos was Kohärenzverlust ist?; ich kann Dir gar nicht sagen wie nackt man sich fühlen kann, es ist nicht die Nacktheit der Schnecke am Wegrand, nicht diejenige des Krebses in seinem Gehäuse, es ist ja es ist … keine schöne Nacktheit, sagte er schließlich und schwieg.
« 59 »
wenn man sich ganz bewusst macht, sagte er, dass • • jene Stimme, unter den Zeichen dieser Organisation • jeden Tag neu aufgezogen wird • • jedes Mal die gleiche trügerische Sauce äußert • • auch dieser hat studiert, auch dieser • ein Männlein in einer Verkleinerungsform, die • sich niemand, der nicht damit konfrontiert wurde, vorzustellen vermag • • damit man mich recht versteht, sagte er • eine „ganz normale Organisation“ • dem Foto nach, ein stattlicher junger Typ • • dann rief der 27 mal in einer Woche an • natürlich, ging ich nie ran • das Maß war einfach voll • rief wohl an, weil etwas nachzutragen war – • bei zugleich • vollständig ausbleibendem Gegenwert • und zwar seit Monaten • • wie gesagt, sagte er, Selbst-Demütigungsstufen, nicht empfunden? • Aufdringlichkeitsstufen • u. vor allem: Dreistigkeits-Stufen, die • • sich niemand vorstellen mag diese Abdrücke hinterlassen
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du stehst auf, im Straßencafé, ein Räuspern zerreibt, Lichtes splittert, Lichtes noch nimmst du ein kleines Bündel mit nach Haus: Emotionsbilder Erkenntnisse notdürftig übersetzt ins Wort „nach Haus“, sagte er, diese nicht mehr bange Frage, es ist Wohnung + Verfassung, es ist zunächst ein leeres Zimmer ein sakraler Raum, der zeitweilig nicht betreten werden sollte
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wenn ich dem, der mein Nachbar sein soll „Hallo“ sagen muss, sagt er, geht’s mir nicht gut auch wenn ich’s nicht sag hat irgendwas, das die Empfindung zersetzt ist auf irgendein Telos gespannt das ihr ständig, egal wie er drauf ist, Gewalt antut überdies erinnert mich das an bestimmte Aspekte der Schulzeit u. anderes auch später war’s nicht gut wiedersehen wollt ich niemand gut schienen manchmal die „Zwischenräume“ der Zug, wie er sich vom Bahnhof wegbewegte ich wusste damals noch nicht, dass es kein Entkommen gibt; auch das war gut
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ERKENNTNISSE JENSEITS VON GEDANKEN

das Licht, vor dem, in dem man auf einmal steht wenn man abends noch einmal rausfährt mit dem Rad, die Landschaft plötzlich menschenlos der Sonneneinfall über einem Strauch an einer Weggabelung, im tieferen Wald plötzlich ein Erkennen, das sonst bei weitem so nicht möglich ist – Erkenntnisse jenseits von Gedanken etwa über das Wunder einer Baumform Bedeutung und gefühlter Zustand sind einzig dann; u. erhebe jetzt bitte niemand sein Wort im Hinblick auf das Standardisierbare –
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ja, sagte er, das passierte kürzlich, nach vielen Jahren, noch einmal kurz vorm Schlafengehen in der Nacht eine Bedrohung wuchs heran lud sich in mir auf wie aus dem Nichts u. noch bevor sich irgendetwas machen ließ sprang die Birne in der Deckenfassung u. saß im Dunkeln gebrochen ging ich zu Bett das Universum, ein unheimlicher Raum
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HINTERGRUND

ich hatte einen Hintergrund, mit dem ich mich sehen lassen konnte, sagte er dieser wurde quasi ersetzt, nein es macht keinen Sinn jetzt u. später nicht es dir zu schildern – das liegt nicht an dir – seitdem sitzt dies hinter mir, sagte er wohin ich mich auch setze da aber scheinbar niemand dort sitzt wenn ich irgendwo sitze, außer mir – bin ich das, was ich dann dort bin offenbar selbst schuld … das jedenfalls gibt man mir zuweilen zu verstehen, sagte er indessen wurde ich kürzlich für ein Benefizkonzert angesprochen denn: ich bin ja Musiker, ein Konzert für die Paria in Indien
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diese Geste, die im Grunde keine ist realisierte sich wieder die der Menschheitsgeschichte hätte sie einen Kopf, hinreichend bekannt sein müsste (in x Variationen): bleibt einer stehen, sagte er, in einem eigentümlichen Winkel zu meinem Gesicht ich hatte mich gerade hingesetzt ein Hüne von einem Kerl wie manche sagen würden die soziale Unfehlbarkeit u. eigene Bedeutung ins Gesicht geschrieben ging der plötzlich nicht mehr aus diesem Winkel zu meinem Gesicht als fragte er, „was treibt diesen, was hält ihn am Leben, da er doch nichts hat, was von sozialem Wert ist oder ich dafür halte, u. dennoch voll rätselhafter Gewissheit die mich zu provozieren scheint?“ etwa so übersetzte sich mir dieser Blick sicher, sagte er, waren das meine Worte was derjenige dachte nie kann jemand wissen der Kerl wurde indessen sofort zur Belastung so sprach jedenfalls das Gefühl das geduldig ausharrte umso mehr, da er sich nicht mehr aus meinem Gesicht entfernte … eine bizarre Szene, gewiss, die aber kein Lächeln hervortrieb u. fern von bloßem Abwehrschlag offenbarte … sich zunehmend eine mickrige Verrätergestalt aus dieser Ausstrahlung, wie gesagt, verknüpft mit dem Absolutismus des Selbstherrlichen, des Verblendeten, der sicher geradezu bedingungslos loyal auftritt gegenüber der Armee oder seinem Arbeitgeber was für ein Unfug dieser auch repräsentiert ich kenne so etwas die Stärke heiligend wie schon die Germanen oder andere Völker alles von naturhaft-göttlichen Gnaden, die ganze bestehende Hierarchie tief aus dem absolutistischen Mittelalter tief aus der Antike mit welchen Gedanken entfernt sich so einer womöglich fehlt in seiner Analyse derjenige: dass das Einzige, was in diesen Momenten störte, er selbst war
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jener Heranwachsende mit seinem Potenzial – • steht nun, manche kennen das Bild auch aus anderer Zeit, instrumentalisiert da • an einer Straßenecke • sucht den Menschen irgendetwas anzudrehn • weil immer irgendetwas getan werden soll • • sicher steckt er in Verlegenheit • da steht er, der Junge • mit getriebenem Gefühl • als Bestandteil des Verkaufs, als • Fragwürdiggewordenes • steht er da • u. nicht weniger • als die Inversion seines Gutseins • sein totales Unglaubwürdigwerden • das man sich merken wird, ob man will oder nicht, wird • ausgestellt •
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ein Insekt, sagte er, das kaum kleiner sein könnte wollt es nur ein wenig zur Seite schnippen – mechanisch, hatte keinen Gedanken dabei vom Buch entfernen, von der Zeile, die ich gerade las schon war sein Saft, war das Blut?, auf der Seite der winzige Leichnam hing an der Seitenkante, so fand eine Hinrichtung statt, ohne dass ich’s in diesem Moment bemerkte
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der Musiklehrer, sagte er, den ich einmal liebte, 30 Jahr her, nichts von ihm im Internet, er war doch Komponist, gab jeden Moment für seine Musik, blies die Posaune nachts mit Schalldämpfer in die Schrankwand, um empörte Nachbarn zu überlisten, keine Spur selbst sein Name nicht in der Musikhochschule gelistet für die er so lang tätig war auswandern wollte er, wenn das einmal genug sei, mit dem Unterrichten wie gesagt, 30 Jahr her, u. dann fand sich doch noch eine Spur, im Betreuten Wohnen
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ich träumte von einem Instrument träumte von einer Musik, die du spieltest, mit dieser wandtest du dich wieder zu der ein und andere Ton klang wie Verzeihen, du warst noch einmal begeistert, warst außer dir u. wolltest unbedingt mit mir eine Wiese betreten brauchtest keine Worte alles sprach dein Gefühl, du führtest mich dorthin es war wie im reißenden Strom, denn unwiderstehlich ist die Liebe, du nahmst es in deine Hände u. ich hörte, dass das Instrument noch einmal klang
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ein gewisser Mainstream, sagte er, der gut rutschende Anglizismus verstellt mitunter den Blick für das eigentliche Phänomen, ist noch immer „der gleiche“ am Abend vor dem Feiertag erschauerndes Brausen über den Marktplatz das sich in endlosem Gelächter auflöst Lachen, jetzt auch mit wissenschaftlichen Belegen das zur Gesundheit beiträgt. Auch zeigt man sich entschieden so etwa in der Wahl zwischen zwei Biersorten, die die neue Bedienung, kaum zwanzig großräumig zur Auswahl stellt wer nicht die richtige nimmt, hat bereits „keine Ahnung“ so jene, bei denen ohne Alkohol „gar nichts geht“ in der Kirche, bei der Passion scheint jenes Lachen durch eine dünne Oberfläche von auferlegtem Ernst mit 15 schon; mit 51 noch
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… auf der Festtagswiese mancher soeben aus dem Traum aus dem Schlaf ein bisschen hergemacht u. jetzt hier manchmal trifft sich ein Blick aus wildem Traumwucher wie aus einer Qual langer Zurückgehaltenheit diejenigen gehen weiter aufgewühlt, unter vielen, mit sich allein
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KONSTANTE

Aufklärung im Jahr 2011, sagte er, worüber wird man aufgeklärt?; ich gebe gern zu, der Service ist entschieden besser geworden, man wird oft freundlich aufgeklärt übers Internet E-Books und Sonstiges, u. neulich wurde mir sogar kostenfrei Luft ins Rad gepumpt; das hatte ich nicht mehr erwartet aber weiß hier jemand, was umfassende Aufklärung nach Schiller ist? unter dem, gern zugegeben etwas anmaßenden Titel … Über die ästhetische Erziehung des Menschen, wovon man sich nicht abschrecken lassen sollte, in dieser Schrift wird festgehalten, welche Schwundstufe die Aufklärung im Jahr 1797 erreicht hatte. sicher, Begriffe, Zeiten, Menschen wechseln, abgesehen davon kann ich keinen prinzipiellen Unterschied erkennen.
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WAS STEHT DAHINTER

im Betreff der E-Mail, sagte er • erscheint dein Name ausgeschrieben • verknüpft mit einem Produkt der eigene Name • der Gefühl und Bereitschaft an der Wurzel auslöst • auf diese Weise • wollen sie dich zur Identifikation zwingen • • das steht dahinter
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IRREVERSIBEL

denke ich an bestimmte Ereignisse, sagte er • dieser Ansturm, der sich nach vorn, von hinten, wohin schüttet • als könnte noch immer etwas daran geändert werden – • aber nein gnadenlos • Leben u. Zeit • Moment für Moment • irreversibel; unwiederbringlich • verpatzt ist verpatzt • so will es Natur • das Prinzip Gnadenlosigkeit • u. die Umdeutungen, die das Christentum vornahm
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der Tod als Rettung, sagte er, der keine Rettung sein kann; nicht mehr wahrnehmen zu müssen was ich täglich wahrnehme? Denkspielräume … inwieweit handelt es sich bei all dem um eine tiefer liegende Mechanik … ? Und worauf läuft der Großraum der „Spielräume“ hinaus? Oder: Was ist Funktion? Gar nicht einschlägig gemeint Funktion der biologischen Zellen, der Sternumlaufbahnen (wie steht es da um „Abweichung“?), was ist Geburt Arbeit u. selbst Liebe ? Wie hoch ist der Anteil der Mechanik?, die als bewusster Spielraum erlebt wird, u. nicht zuletzt: Wo leben wir eigentlich? Noch immer u. weiterhin in einem technischen Zeitalter, was vielleicht kein Zufall ist, in dem das Maschinelle, ja Mechanische im Fokus steht. Und was sind Medien? Worauf beruht ihr Prinzip diese Art der Vervielfältigung. Und schließlich: Was ist Globalisierung?
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EINKLANG[?]

dein Gefühl hatte es sofort kapiert, sagte er • so lange Analyse, die folgte • zu versprachlichen suchte, was das Gefühl sofort wusste
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die getrübten Augen die verbliebene Sehfähigkeit jetzt der Verblendungs-Grad desjenigen der über Verblendung spricht – auf was, sagte er, man bei dir alles hineinfiel – zuerst du selbst –, oder wie sollte man es ausdrücken? jetzt, der Schmerz die umfassende Erkenntnis, dass ein jeder historisch-spezifisch ist
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wie wohltuend, sagte er, einmal nicht schreiben „zu müssen“. Und alles mehr u. mehr wieder zum Nicht-Verstehen hin treibt: ich verstehe nichts mehr, prinzipiell nicht. Denn – da fängt es an – es ist mir zu billig den Spatz Spatz zu nennen, nur weil irgendeine Konvention das einmal festlegte. So geht es auch mit Zusammenhängen. Einmal angerührt, zerfallen sie … Und: Das was ich auf dem Gewissen habe, durch falsches Verstehen. Auch Du: mit deiner Art von Verstehen. Aber welche Alternativen bleiben? mein Blick hebt sich, jemand tritt ein u. schon verstehe ich irgendetwas davon u. wenn es die nachgesprochenen kulturellen Muster sind die bereits in der Kleidung zum Ausdruck kommen vom Sprach-Verhalten jetzt zu schweigen daran finde ich mich kaum mehr interessiert? vielleicht war es das, was man so früh schon missverstand, dass [ ich mich wirklich weiterentwickeln wollte ]
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VERSUCH ÜBER DAS GEBLIEBENE

dein Schmerz u. es geht jetzt nicht um meinen reicht noch so viel weiter, als du ihn fühlen kannst diese komischen Großmütter, so unendlich liebenswert, die so alt wurden u. wohl von vorneherein kurzerhand ums Leben kamen die Sparsamkeit zum Lebensprinzip erhoben die Genügsamkeit mit fast weniger als nichts all diese Stammbäume die scheinbar aufgehen im Allgemeinen u. doch von einem Eigensinn sind der Haare raufen ließe die großen Themen wenn überhaupt ein Wort dazu fiel rasch abgehandelt schließlich starb man dran oder gar: eine Jugend ohne Sehnsucht ohne Ereignis, so etwa stell ich mir das vor u. dann du, das über- helle Kind, das von vornerein alles genau roch, was faul war selbst zuweilen ungerecht, – wenn der Schmerz umbog in Taubheit u. von einem Eigensinn, der unbeschreiblich u. nicht ohne Komik ist trankst du die ganze Armut deines Stammbaums leer setzt zuweilen Zeichen mit einer Feder von ausgekargter Insektenstichpräzision, auch ich verging mich wohl nur an dir, zu mir konnte man wohl auch nicht immer kommen, auch ich zu explosiv, zu zer rissen u. was alles noch u. es bleibt mir unverzeihlich. diese Art, die indessen noch grob gegen deine schien ja, da staunte ich grob konntest du aber auch sein wie eine bockige Ziege, ein schönes rustikales Tier, das dem andern schon mal ansatzlos einen Tritt versetzte; ich denke über dich nach, drehe mich aber nur noch im Kreis? mit meiner Befangenheit all den einschlägigen u. Fehl Interpretationen, hebe den Kopf – ein Mensch, der mich beobachtete, spiegelt’s – als sei da Unbegreifliches am Horizont II der Raum, der bleibt, den du allein auslotest.
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nimmt einen großen, einen langen Schluck (dazu bedarf es keines Alkohols) was alles damit getrunken wird was alles damit hinuntergeht Täuschungen, ja gab es Selbst-Täuschungen? Oder: die sprachlichen Ungeschicklichkeiten. Ausblendungen, die tödlich verliefen, ,es tut mir leid’; was alles hinuntergeht mit diesem Schluck, was alles wiederbelebt wird und abwesend bleibt ein ganzes Leben –
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Nachbemerkung

Phobos, oft mit Schaudern übersetzt, gelegentlich auch mit Furcht, entspricht jenem inneren Zittern, das Menschen befällt, die sich plötzlich einem Stück Welt gegenüber befinden statt, wie üblich, in Welt eingebunden zu sein durch Kontexte, die für sie die Wahrnehmungssteuerung übernehmen und ihr Handeln in geeigneten Bahnen verlaufen lassen. Das muss nichts landläufig Schreckliches sein. Die kleinste Wahrnehmung kann zum Auslöser werden, eine Email, eine Szene im Café oder der Anblick einer Ente im Park. Das seismographische Schreiben, das dieses Zittern aufzeichnet, folgt einer langen Tradition. Es kann also nicht so tun, als sei jede seiner Gebärden frisch und jede Vokabel neu. Die Kunst besteht darin, den Einsatz zu finden, Schnitte zu setzen und rechtzeitig auszusteigen, bevor das Bedürfnis, Zusammenhänge herzustellen, die Führung übernimmt. Am Ende ist das die einzige Opposition, die Willms gelten lässt: der vernutzten Welt stellt er nun nicht eine Welt ohne Nutzen gegenüber – wo wäre die zu finden? –, doch mit einer gewissen Entschlossenheit den Anflug der Unvernutztheit: unerwartet, unvermittelt, folgenlos, wenigstens in der Zeitfolge, dabei selbst eine Folge bildend, die vermutlich allem, was wahrnehmend lebt, den letzten Grund zur Empfindung gibt, da zu sein.

Köln, im Juni 2012

Ulrich Schödlbauer
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